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„Pas de deux” knüpft an die letzte Szene von „Wie der Kuss eines Schmetterlings” an. Diesmal erzählt Luca seine Geschichte.
1
Ich hatte den Platz direkt neben Rafael! So nah, dass ich sein Deo riechen konnte. Paul hatte vorgeschlagen, dass wir uns in der Kneipe mit Matteos Freund treffen, und da saßen wir jetzt also alle sechs. Rafael war so witzig und irgendwie wahnsinnig nett, wir mochten ihn auf Anhieb. Und ein hübscher Kerl, dachte ich insgeheim, mit seiner olivfarbenen Haut und den langen Wimpern. Seine Haare waren noch vom Schwimmen feucht. Vom Aussehen passte er gut zu Matteo und er hatte auch ganz ähnliche Sachen an. Weißes T-Shirt, weiße Sneaker und ausgewaschene Skinnys von Levi´s. Die beiden waren total ineinander verliebt, das merkte man sofort. Wie sie sich ansahen, ständig berührten.
Rafael besuchte einen Sprachkurs, wir machten Urlaub. Matteo hatte Rafael am Freitag, also vorgestern, am Gay-Strand kennengelernt. Beim Frühstück am folgenden Tag hatte er uns von ihm erzählt und dass er sich gleich wieder mit ihm treffen wollte. Natürlich waren wir alle neugierig gewesen.
Wir fünf waren schon seit einer Woche hier. Paul, Andrej, Boris, Matteo und ich, Luca. Wir hatten alle in diesem Jahr Abitur geschrieben. Ich war das Nesthäkchen, Paul der Älteste. Er war vor einer Woche zwanzig geworden. Die anderen wollten vor allem chillen, ohne viel Action. Sie wurden erst abends richtig wach, wenn wir die Kneipen der Stadt besuchten und uns die Mädchen anschauten. Bis auf Matteo. Die ersten Abende war er noch mitgekommen, dann hatte er sich abgesetzt. Er war schwul und wollte Jungs kennenlernen. Verständlich.
Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Matteo und Rafael sich küssten. Wie aus der zarten Berührung der Lippen ein leidenschaftlicher Kuss mit weit geöffneten Mündern wurde. So wie sie sich küssten — hatten sie schon miteinander geschlafen? Ein Kribbeln überlief mich. Jungs in meinem Alter! Denken immer nur an das eine.
Die Gespräche waren verstummt und alle blickten auf Matteo und Rafael, die ihre Umgebung vergessen zu haben schienen. Da hörte ich mich zu meinem Erstaunen plötzlich sagen: „Richtig schön, wenn zwei sich so küssen.”
Die beiden lösten sich voneinander und Rafael sah mich an — was für schöne Augen er hatte — und dann küsste er mich auf die Wange. Ich wurde knallrot, wirklich, aber nicht weil mir der Kuss unangenehm gewesen wäre. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte mich ein Junge geküsst! Ich stand am ganzen Körper wie unter Strom. Ich hoffte nur, dass die anderen meinen inneren Aufruhr nicht bemerkten.
Warum verunsicherte mich das so, wenn zwei Jungs sich küssten? Oder machte es mich sogar an? Ach, ich wusste es doch selbst nicht. Ich hatte mich schon öfter in Mädchen verliebt, war auch mit Marlene ein paar Mal ausgegangen und im Kino hatten wir uns geküsst. Aber Jungs?
Ich musste die beiden immer wieder verstohlen ansehen. Natürlich wusste ich, dass Matteo schwul war, er ging ja offen genug damit um. Aber aus nächster Nähe zu sehen und zu hören, wie er einen Jungen küsste… auf einmal sah ich ihn wie mit anderen Augen. Oder ich sah ihn überhaupt erst — seine Locken, die er sich immer wieder ungeduldig aus der Stirn strich, die sinnlichen Lippen (waren mir bisher nicht aufgefallen), das kleine Muttermal darunter, die weiche Haut. Wie anziehend er war, wie sympathisch, wie… attraktiv. Und Rafael genauso.
Ich war auf einmal — neidisch. Neidisch auf die beiden, auf ihr Glück. Und mir fiel ein, wie ich vor einiger Zeit mal einem Jungen in engen Blue Jeans hinterhergestarrt hatte.
Und neulich war ich mit Patrick im Freibad gewesen. Wir hatten am Beckenrand gesessen, Patrick weit zurückgelehnt, die Hände hinten aufgestützt, ein Bein aufgestellt, das andere im Wasser baumelnd. Dann hatte er die Stellung der Beine gewechselt und das Paket in seiner Badehose war ganz langsam von einer Seite auf die andere gerutscht. Der Anblick hatte mich nicht losgelassen und ich hatte nachts davon geträumt.
Von einigen wusste ich vom Duschen, dass sie sich Schwanz und Eier rasierten, und ich hatte das auch irgendwann angefangen.
Wir hatten viel Spaß an diesem Abend und irgendwann machten sich Matteo und Rafael auf den Weg. Matteo wollte bei Rafael übernachten. Davor hatten wir uns noch zum Frühstück bei uns verabredet. Ich schlief mit Boris auf dem Ausziehbett im Wohnzimmer unserer Ferienwohnung, Paul und Andrej hatten mit Matteo das Dreierzimmer.
Ich war schon auf, als es am nächsten Morgen klingelte. Rasch schob ich noch das Ausziehbett zusammen. Andrej war Brötchen holen, Boris unter der Dusche.
„Kommt rein”, sagte ich und hielt den beiden die Tür auf.
„Hi, Luca”, sagte Rafael, umarmte mich und strahlte mich mit seinen braunen Augen an, dass ich schon mal weiche Knie bekam. Er ging an mir vorbei und ich ertappte mich dabei, wie ich ihm nachsah.
„Hi”, sagte Matteo und klatschte mich ab.
Beim Frühstück besprachen wir, was wir unternehmen wollten. Rafael hatte um elf seinen Sprachkurs, danach wollte er sich wieder mit Matteo treffen, am Nachmittag tokat escort wollten die beiden an den Strand.
Wir anderen überlegten, ob wir zum Strand mitkommen sollten — ich war unbedingt dafür, wollte es aber nicht so dringend machen, schließlich war ich der Jüngste und wir mussten auch noch Sachen einkaufen und so. Also einigten wir uns darauf, dass Matteo und Rafael noch mal vorbeischauen sollten, bevor sie sich auf den Weg machten.
Es wurde drei, bis sie auftauchten. Andrej war noch mit Boris in der Stadt, Paul hielt eine verlängerte Siesta und wollte nicht vor vier geweckt werden.
„Und du?”, fragte Rafael. „Willst du warten, bis er aufwacht?”
„Ich komm gern mit”, sagte ich sofort. Es klang hoffentlich nicht zu eifrig.
„Super”, sagte Matteo.
Ich stopfte Handtuch, Badehose und Wasserflasche in meinen kleinen Rucksack und schlüpfte in meine Flipflops.
Erst jetzt sah ich die Shorts, die Rafael anhatte. Orange glänzend. Und ultrakurz. Wow! Wie sexy er darin aussah. Mir wurde heiß und ich versuchte, nicht hinzustarren.
Wir nahmen den Bus, voll mit Kindern und Jugendlichen, die auch alle zum Meer wollten. Es wurde eine holprige Fahrt. Der Bus hielt praktisch an jeder Ecke. Endlich waren wir da. Wir stiegen aus und streiften als Erstes die Flipflops ab. Wunderbar, der heiße Sand an den Füßen und zwischen den Zehen. Wir gingen am Wasser entlang.
„Wohin sollen wir?”, fragte ich.
„Hm”, meinte Matteo, „wir sind am liebsten am Gay-Strand, wenn du nichts dagegen hast.”
„Nee, klar”, sagte ich so cool wie möglich.
Wir gingen weiter. Matteo und Rafael schienen den Weg zu kennen. Nach etwa zehn Minuten blieben sie stehen, zogen ihre T-Shirts aus. Und dann noch wie selbstverständlich ihre Shorts. Ich erstarrte. Sie trugen nichts darunter. Ich wusste gar nicht, wo ich hinsehen sollte. Beide waren rasiert. Was würden sie denken, wenn sie sahen, dass ich das auch war? Denn ich hatte mich am Morgen noch rasiert. Dass ich auch schwul war?
„Ab hier ist FKK”, sagte Rafael. „Brauchst du keine Kleider mehr.”
„Äh, nein”, sagte ich überflüssigerweise und zog mein T-Shirt über den Kopf. Nach kurzem Zögern streifte ich auch Shorts und Pants ab und verstaute alles in meiner Tasche.
Ich spürte ihre Blicke auf mir. Dann wandten sie sich zum Gehen und ich ließ mich ein wenig zurückfallen und hielt meine Tasche schützend vor mich. Wie betäubt starrte ich auf die beiden nackten Jungs vor mir. Rafael hatte die Hand um Matteo gelegt und zog ihn an sich. Dann rutschte seine Hand tiefer und kam auf Matteos Arschbacke zu liegen.
Nach einiger Zeit wurde es leerer und es waren nur noch Männer zu sehen. Ein Mann kam mir entgegen, vom Alter her vielleicht ein Student, und musterte mich im Vorbeigehen. Ein Schauer überlief mich.
Wir suchten uns einen Platz und die beiden breiteten ihre Badetücher aus.
„Stell deine Tasche ab und leg dein Handtuch neben meins”, sagte Rafael.
„Äh, ich…”, stammelte ich hilflos. „Also ich…”
Rafael verstand mich sofort. „Du brauchst dich hier wirklich nicht zu verstecken. Im Gegenteil, hier sind nur Schwule, da stört sich keiner dran.” Ich stellte meine Tasche ab. Mein Schwanz war, also, sagen wir mal, von der vielen frischen Luft angeregt.
Matteo grinste. „Der macht manchmal, was er will. So ist das eben bei uns Jungs. Der warme Sand und so weiter. Aber schön, dass du zum Gay-Strand mitgekommen bist. Machen nicht viele Heteros.”
Danke, dachte ich, dass du mich nicht gleich für schwul hältst. Bin ich ja auch nicht…
„Lass uns erst mal schwimmen gehen und uns abkühlen”, schlug Rafael vor. Wir liefen los, rannten, ohne langsamer zu werden, ins Wasser, ließen uns hineingleiten, tauchten unter und schwammen. Dann tollten wir eine Weile herum und spritzten uns johlend gegenseitig nass. Einmal hielt Rafael Matteo von hinten fest, um ihn unterzutauchen. Ich sah, wie die Muskeln an seinen Armen hervortraten und wie er sich mit seinem nass glänzenden Körper an Matteo drückte.
Schließlich machten wir uns auf den Rückweg zum Ufer und zu unseren Badetüchern. Matteo und Rafael hielten sich an der Hand. Noch tropfend setzten wir uns hin, um uns von der Sonne trocknen zu lassen. Matteo legte den Kopf in Rafaels Schoß und schloss die Augen, ich unterhielt mich mit Rafael.
„Du rasierst dich, hab ich gesehen”, sagte er.
Ich nickte verlegen.
„Machen viele, ich ja auch. Ich finde, es sieht besser aus und fühlt sich besser an.” Er grinste. „Schöner Schwanz übrigens, den du da hast.”
Ich wurde rot.
„Ich muss es wissen, ich bin der Experte. Nein, Spaß. Aber ich hab den Eindruck, du fühlst dich hier ganz wohl. Ich kenn dich ja noch nicht so gut. Kannst du mit Jungs auch was anfangen? Oder nur mit Mädchen?”
„Äh, mit Mädchen”, sagte ich. „Also bisher…”
Er sah mich abwartend an und eine Pause entstand.
„Manchmal… also als wir gestern Abend in der Kneipe waren, fand ich dich und Matteo total süß.”
„Hey, danke. Matteo ist für mich…” Er schüttelte den Kopf. yozgat escort „Mich hat´s richtig erwischt.”
„Wie schön”, sagte ich leise.
Er nickte und drückte mir die Schulter. „Brauchst dich ja nicht festzulegen. Ich musste auch erst einiges ausprobieren, bis ich wusste, was ich bin.” Er grinste. „Mit deinem Schwanz würdest du bei Jungs jedenfalls gut ankommen.”
Ich wurde wieder rot, aber zugleich war es wunderbar, mit ihm zu reden. Ich fühlte mich dabei so leicht und unbeschwert, so frei, als stünde mir die ganze Welt offen.
Matteo wachte auf und die beiden begannen sich zu küssen. Die Küsse wurden intensiver und nach einer Weile standen sie auf. Ola! Ich sah rasch weg und meine Wangen brannten. Rafael warf sich sein Badetuch über die Schulter.
„Wir verschwinden mal in die Dünen”, sagte er. „Kommst du hier zurecht?”
Ich nickte und sie gingen.
Gedankenverloren blieb ich noch eine Weile sitzen und versuchte mir vorzustellen, was sie in den Dünen taten. Gerade als ich beschlossen hatte, noch mal schwimmen zu gehen, sprach mich jemand an.
„Hi.” Ein Junge mit langen blonden Haaren war neben mir stehen geblieben. „Allein?”
„Im Moment schon.” Ich blickte zu ihm auf. Er trug einen silbern glänzenden Cockring um Schwanz und Eier. Mein Herz klopfte.
„Lust, was zu machen?” Er ging in die Hocke.
So schnell konnte ich gar nicht denken, also rückte ich einfach ein Stück zur Seite. Er setzte sich und sah mich an. „Bin der Noah. Bist du schon länger hier?”
„Erst heute”, sagte ich. „Luca. Bin mit Freunden da, die sind aber gerade weg.” Noah nickte. „Ich war noch nie an einem Gay-Strand.” Pause. „Bin eigentlich auch nicht schwul.” Eigentlich?
Noah nickte wieder. Dann beugte er sich vor und strich mit den Fingerspitzen über die Innenseiten meiner Schenkel. Ich war wie elektrisiert und ließ es geschehen. Obwohl ich doch hätte protestieren müssen! Ein wildfremder Junge… Noahs Hand wanderte höher, erreichte meine Leistenbeuge und dann streifte der Handrücken auf einmal ganz leicht an meinem Schwanz und meinen Eiern entlang. Sofort begann ich zu wachsen.
Ich musste Noah sagen, dass er aufhören sollte! Ich war doch nicht schwul. Andererseits — es war ein überwältigendes Gefühl. Inzwischen war ich hart und ich wollte nicht, dass die Hand aufhörte, mich zu streicheln. Ich spürte sie am ganzen Körper. Zwei Männer gingen an uns vorbei und ihr Blick blieb an uns hängen. Was mussten sie denken? Wenn sie mich so sahen, wie ich mir von einem Jungen den Schwanz streicheln ließ? Und dabei auch noch hart war? Das also offenbar wollte?
Verunsichert überließ ich mich Noahs Hand. Mein Schwanz hatte sich aufgerichtet. Was sollte ich tun? Als Nächstes beugte Noah sich einfach darüber und nahm mich in den Mund. Ich hielt die Luft an. Mein Herz hämmerte. Wie weich seine Lippen waren, wie warm und wie rot. Ich hörte mich stöhnen. Ich kannte mich selbst nicht mehr. Noahs Haare kitzelten mich zwischen den Beinen. Dann küsste er meine Eichel. Es war eine so unglaublich intime Berührung, dass ich es kaum aushielt. Und dann konnte ich von einem Moment auf den anderen tatsächlich nicht mehr an mich halten und kam. So heftig wie noch nie. Eine weiße Schliere legte sich auf Noahs blonde Haare, eine andere traf seine Wange.
Nein! „Ich wollte das nicht…”
Er grinste. „Für jemand, der nicht schwul ist, gehst du ganz schön ab.”
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich hatte das doch gar nicht gewollt. Oder…
Noah wischte sich nachlässig mit der Hand über die Wange und stand auf. „Ich schau nach meinen Sachen. Komm doch mal vorbei.” Er zeigte den Strand entlang. „Bin meist da drüben. Bis dann.”
„Bis dann”, sagte ich hastig. „Und… danke.”
Er grinste nur.
Ich sah ihm nach. Wie aufrecht er ging. Irgendwie hatten seine Schritte etwas Tänzerisches.
Vielleicht hatte Rafael doch recht und man musste einiges ausprobieren. Aber was hieß das nun?
Kurz darauf kehrten Matteo und Rafael Hand in Hand und mit verschwitzten Gesichtern aus den Dünen zurück. Wenn sie mich mit Noah gesehen hätten!, dachte ich erschrocken. Was sie wohl gedacht hätten?
„Auch Lust auf eine Abkühlung im Meer?”, fragte Matteo.
„Klar.” Ich stand auf.
Sein Blick wanderte an mir nach unten.
Ich sah ebenfalls hinunter. Mein Schwanz war noch halbsteif und ich wurde rot.
Rafael hakte sich bei mir unter und zog mich mit. „Ja, ja, der warme Sand. Aber ein erfrischendes Bad hilft gegen mancherlei.”
Die Sonne hatte den Horizont erreicht, als wir vom Meer zurückkehrten, und wir setzten uns, um ihre letzten Strahlen zu genießen. Aber ich kam nicht zur Ruhe. Noah ging mir nicht aus dem Kopf. Ich musste ständig an ihn denken, an sein Lächeln, wie er mich gestreichelt hatte. „Ich brauch noch ein wenig Bewegung”, sagte ich schließlich, „ich geh ein Stück am Strand entlang.”
Die beiden nickten. „Wir sind hier”, sagte Rafael.
Der Strand hatte sich gegen Abend gefüllt. Suchend ließ ich den Blick nach rechts und links wandern. Wie weit zonguldak escort Noah hatte mit „da drüben” gemeint? Ich spürte die taxierenden Blicke der Männer. Bestimmt gehörte ich zu den jüngsten Besuchern hier und fiel entsprechend auf.
Obwohl ich eine ganze Weile suchte, fand ich Noah nicht. Enttäuscht kehrte ich schließlich zu den anderen zurück. Vielleicht war es ja gut so und ich sollte ihn mir sowieso aus dem Kopf schlagen. Außerdem waren wir am Abend mit den anderen verabredet.
Rafael und Matteo waren schon dabei, zusammenzupacken. Gemeinsam gingen wir am Wasser entlang in Richtung allgemeiner Badestrand. Auf halbem Weg überkam mich plötzlich das Gefühl, ich sollte umkehren und noch einmal nach Noah suchen, vielleicht hatte ich ihn nur übersehen und er saß da und wartete auf mich. Aber warum sollte er auf mich warten? Auf eine flüchtige Bekanntschaft, einen Jungen, der gar nicht schwul war? Obwohl, so flüchtig war die Bekanntschaft auch nicht gewesen. Eigentlich sogar ziemlich intim. Ich konnte auf einmal nicht mehr weitergehen und blieb stehen.
„Was vergessen?”, fragte Rafael.
„Äh, nein”, sagte ich unschlüssig. Er sah mich an. „Ach, nichts.” Ich schüttelte den Kopf und ging weiter.
„Und?”, fragte Matteo. „Hat´s dir gefallen?”
Ich bekam zuerst einen Schreck, weil ich dachte, er spreche von meinem Erlebnis mit Noah. Aber davon konnte er ja nichts wissen, er meinte den Strand. Ich nickte. „Ja, doch, war cool.”
„Die vielen Männer haben dich nicht gestört?”
„Nein”, sagte ich schnell. „Warum denn?”
Beim Abendessen hörte ich den anderen nur mit halbem Ohr zu. Ob ich Noah je wiedersah? Dazu müsste ich mich ja von der Gruppe absetzen. Und mit einem Jungen was anfangen? Was das alles nach sich zog? Es war besser so, wie es war. Für den nächsten Tag hatten wir sowieso einen Ausflug an einen anderen Strand geplant.
2
Beim Frühstück am folgenden Morgen war ich total müde. Ich hatte schlecht geschlafen oder eigentlich gar nicht und mir war die ganze Zeit zu warm gewesen. Immer wieder waren meine Gedanken zu Noah zurückgekehrt. Auf einmal stieg eine Sehnsucht in mir auf, die ich kaum aushielt, ohne dass ich hätte sagen können, wonach. Ich kannte Noah doch so gut wie nicht und hatte hier meine Freunde.
Paul, Andrej und Boris wollten zu einem anderen Strand fahren und unterwegs noch etwas besichtigen. Unter anderen Umständen wäre ich gern mitgekommen. Matteo und Rafael waren noch nicht da, wir wussten nicht, ob sie mitfahren würden. Sollte ich sagen, dass ich mich nicht wohl fühlte? Dass ich mich hinlegen wollte? Vielleicht hatte ich ja tatsächlich gestern am Strand zu viel Sonne abbekommen.
Matteo rief an und sagte, er und Raffael würden nicht mitkommen und lieber wieder hier an den Strand gehen. Die anderen machten sich für den Ausflug fertig. Mein Herz begann zu klopfen.
„Äh, ich glaube, ich bleibe lieber hier”, sagte ich.
„Was?” Paul drehte sich zu mir um. „Wieso das denn?” Auch die anderen sahen mich an.
„Ich brauch mal einen Tag Pause. Hab ein bisschen Kopfweh.” Das war gelogen und ich hatte auch sofort ein schlechtes Gewissen, wie es sich gehörte. „Vielleicht geh ich ins Café oder später noch mal an den Strand.”
„Aber du wärst den ganzen Tag allein. Und allein am Strand, das macht doch auch nicht so viel Spaß. Gut, Matteo und Rafael bleiben auch hier, aber die sind am Gay-Strand.”
„Ich komm schon zurecht.” Genau da wollte ich doch hin.
Paul sah mich unschlüssig an. Erst als ich beteuerte, dass es mir nichts ausmachte, mal einen Tag allein zu bleiben, nickte er schließlich. Die anderen wünschten mir noch gute Besserung, dann zogen sie los und es wurde ruhig in der Wohnung.
Ich legte mich aufs Sofa, weil ich doch gesagt hätte, ich bräuchte eine Pause, aber schon nach fünf Minuten trieb meine innere Unruhe mich wieder hoch. Ich räumte noch auf, duschte überflüssigerweise, rasierte mich, obwohl ich das erst am Tag davor getan hatte. Dann ging ich tatsächlich mit einem Buch in ein Café. Ich wollte etwas lesen, aber schon eine halbe Stunde später war ich wieder unterwegs.
Ich dachte daran, wie ich Marlene im Kino geküsst hatte. Als wir danach nach draußen gegangen waren, war es noch hell gewesen und wir hatten uns an der Hand gehalten. Aber zugleich hatte ich diese Sehnsucht in mir gespürt. Wie nach Bergen, die man in der Ferne sieht und dann wäre man am liebsten dort. Nur wenn man dort ist, sieht man wieder in der Ferne Berge…
Irgendwann tippte ich Matteos Nummer ein. Er ging nicht ran und ich versuchte es bei Rafael, der beim zweiten Klingeln abnahm.
„Hi”, sagte ich so normal wie möglich, obwohl mein Herz hämmerte. „Ich bin´s, Luca.”
„Hi Luca”, sagte er. „Seid ihr unterwegs?”
„Äh, nein, bin dageblieben.” Ich erklärte etwas umständlich, dass ich mich nicht gutgefühlt hätte, aber jetzt gehe es mir wieder besser. Und Gesellschaft würde mir vielleicht guttun, ich würde vielleicht noch zum Strand nachkommen?
„Oh, tut mir leid. Ja, auf jeden Fall. Wir freuen uns.”
Ich legte auf und mein Herz machte einen Hüpfer.
Ich packte meine Badesachen und ging zum Bus. Eine halbe Stunde später war ich am Strand. Ich ging am Ufer entlang, zog im FKK-Bereich das T-Shirt aus und nach kurzem Zögern auch die Shorts — den Slip hatte ich heute weggelassen, rein aus praktischen Erwägungen (smile).